LAGE IN PORTUGAL

Seit ein paar Tagen erreichen uns immer mehr besorgte Nachfragen aus der Heimat, denn nachdem Portugal vor noch wenigen Wochen verh?ltnism??ig gut durch die Pandemie kam, hat das Land mit seinen 10 Millionen Einwohnern nach Lockerungen über Weihnachten und Silvester in kürzester Zeit die weltweit h?chsten Inzidenzen erreicht.
Das h?rt man natürlich auch in den deutschen Nachrichten. Darum hat mir eine Freundin heute Morgen vorgeschlagen, doch mal im Blog über die Lage hier vor Ort zu berichten und so Sorgen zu lindern. Hier also eine kurze Schilderung der Situation in Portugal.
Vorab: Es geht uns gesundheitlich und emotional gut und auch wir h?ren von der fatalen Lage des Landes haupts?chlich aus den Medien. Rettungswagen stauen sich angeblich acht Stunden vor den portugiesischen Notaufnahmen, die Intensivbetten sind alle belegt (es gibt im?ganzen Land so viele wie in ganz Schleswig-Holstein), das Gesundheitssystem steht offiziell vor dem Kollaps und auch die Grenze zu Spanien ist seit gestern dicht. Eine wei?e Coronakarte, die wir noch vor wenigen?Wochen stolz an unsere Familien geschickt haben, hat sich im Laufe des Januars tief rot gef?rbt.
Die Zahl der Corona-F?lle?h?lt sich an der Algarve zwar noch im Rahmen, aber als Len letzte Woche nach einem Unfall ins Krankenhaus musste (er hat beim Spielen mit anderen Kindern einen Stock ins Auge bekommen), haben wir kurz einen Eindruck davon bekommen, wie es sich anfühlt, inmitten einer Pandemie auf medizinische Versorgung angewiesen zu sein. Len geht es wieder gut, seine Verletzung wurde schnell und?bestens versorgt und wir haben nichts gespürt vom Chaos, in dem sich viele Krankenh?user Portugals derzeit befinden. Dennoch haben wir gro?en Respekt vor der n?chsten Verletzung und hohen Ansteckungsgefahr der britischen Mutation und waren seit Beginn des Lockdowns vor zwei Wochen abgesehen von Einkauf und Krankenhaus nicht mehr unterwegs.?

Wie in Deutschland haben hier au?er Superm?rkte alle Gesch?fte und die Gastronomie geschlossen und es gibt zudem eine strenge Ausgangssperre. Man darf einkaufen, zur Arbeit oder Arzt gehen und Sport treiben. Spazieren bzw. Gassi gehen oder wandern mit den Kindern ist hingegen offiziell nur erlaubt, wenn man dafür nicht mit dem Auto anreist, sondern es in unmittelbarer Umgebung des Wohnorts?tut. Darüber hinaus darf man sich aus dem eigenen Landkreis nur in seltenen Ausnahmen herausbewegen. Kitas und Schulen sind seit letzter Woche geschlossen, seit gestern nun also auch die Grenze zu Spanien.
Allerdings sind wir nach wie vor in unserem kleinen Campingdorf bei Lagos im Kreis von anderen Familien, mit denen wir teilweise schon seit Oktober zusammen sind. Unsere Kinder k?nnen sich hier in dem umz?unten und sehr gro?en Gel?nde frei mit ihren Freunden bewegen. Wir empfinden die Ausgangssperre also im Gegensatz zu anderen in Wohnungen ohne Balkon als nicht wirklich einschneidend und fühlen uns in unseren kleinen gemieteten Bungalows mit eigenen sanit?ren Anlagen gut aufgehoben und zudem sicherer als im Wohnwagen.

Wie alle anderen in Deutschland beobachten wir allerdings besorgt die Entwicklungen weltweit und hoffen, dass sich die Situation mithilfe der Ma?nahmen in den n?chsten Wochen beruhigt. Wir haben gro?es Glück und dürfen als Nicht-Einheimische trotzdem im Land bleiben, die Campingpl?tze sind weiter offen und es gibt immer noch ausreichend Wasser und Lebensmittel. Schaut man nach Mallorca oder London, ist die Versorgung der Einwohner in dieser verrückten Welt schon lange keine Selbstverst?ndlichkeit mehr.?
Wie geht es weiter?
Tats?chlich wollten wir uns n?chste Woche langsam über Spanien Richtung Deutschland auf den Weg machen. Zum einen weil sich Portugal über jeden Nicht-Einheimischen freut, der das gebeutelte Land verl?sst. Zum anderen würden wir gern vor unserem Neustart noch etwas Zeit und Energie in Familie und vor allem unserem geliebten Wohnwagen tanken. Nun sind aber natürlich aufgrund der Pandemie viele Pl?tze?in Spanien geschlossen, die wenigen offenen überfüllt, etliche Kommunen abgeriegelt und die Situationen an den Grenzen noch unübersichtlich. Als deutsche Staatsbürger dürfen wir zwar aus Portugal raus, aber falls wir nirgendwo in spanische Kommunen reingelassen, sondern immer nur weiter gewunken werden, wird die Fahrtstrecke schnell viel zu lang und unsere Rückkehr in Deutschland passiert früher als geplant.?

Also müssen wir uns in den kommenden Tagen noch mal etwas Zeit nehmen, um abzuw?gen bzw. unsere Rückreise gut vorzubereiten und genau herauszufinden, wo wir wie lang bleiben k?nnen, um dann letztendlich Anfang M?rz in Deutschland anzukommen.?
Bis dahin bleibt gesund und liebe Grü?e??